Herbstgrasmilben

 

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Herbstgrasmilben – SIE KOMMEN WIEDER …

Auf den Sommer folgt ja bekanntlich der Herbst. Mit ihm, neben schönen Farben an Laubbäumen, taucht auch wieder die gehasste HERBSTGRASMILBE auf!!!

Heute Morgen durfte ich die ersten kleinen Biester dieses Jahres in unseren Praxisräumen willkommen heißen – im Zwischenzehenbereich eines Hundes.
Daher nun der passende Artikel.

Bei diesen kleinen orangefarbenen Plagegeistern handelt es sich nämlich um Larven der Herbstgrasmilbe (Neotrombicula autumnalis) – im englischsprachigen Raum nennt man sie ‚red bugs’… warum wohl!?!

Wo man sie findet:
Diese Larven sitzen nach ihrem Schlupf von Sommer bis Herbst an Grashalmspitzen, Erderhebungen sowie gefallenem Laub und warten dort (teilweise zu Hunderten) auf ihre Wirte.
Da sie nicht wählerisch sind, zählen dazu neben Vögeln (meist Bodenläufer) auch sämtliche Säugetiere – egal ob Maus, Hund, Katze, Rind oder Mensch. Jedes Opfer ist willkommen!
Die kleinen Biester heften sich bei Kontakt an die Haut, besiedeln meist die Zwischenzehenbereiche, die Leistengegend, den Nasenrücken, die Augenbögen oder auch die Ohrränder. Beim Menschen werden meist die unteren Gliedmaßen oder die Taille geschädigt.
An diesen Stellen ist die Haut der Wirtstiere recht dünn: so entsteht mithilfe ihrer Mundwerkzeuge ein sogenanntes Stylostom (eine Art STROHHALM), mit dem sie verflüssigtes Gewebe mit Blutanteilen aufsaugen. Dieser Vorgang dauert etwas mehr als drei Tage. Danach fällt das Einzeltier ab und entwickelt sich über ein Nymphenstadium incl. Ruhephase zur erwachsenen Milbe.

Was sie verursachen:
Die entstandenen winzigen Hautwunden können in Verbindung mit dem Milbenspeichel derartigen, teils unerträglichem JUCKREIZ verursachen, dass sich die betroffenen Patienten mit Krallen und Zähnen durch Benagen und Kratzen selbst übelst verletzen. Der Juckreiz stellt das Haupt-SYMPTOM dar!
In der Literatur kann dieser anhaltende Juckreiz sogar in Ausnahmefällen zu Krämpfen und epileptiformen Anfällen führen.

Was sie übertragen:
Es besteht beim Befall durch Herbstgrasmilben (auch Erntemilbe genannt) in Europa keine Gefahr der Übertragung von Krankheitserregern wie es bei Zecken durchaus möglich ist. Im asiatischen Raum können sie dagegen als VEKTOR mitunter Rickettsien übertragen und beim Menschen das sogenannte Tsutsugamushi-Fieber auslösen.

Wie man sie feststellt:
Die DIAGNOSE wird meist durch den Vorbericht, das klinische Bild und im besten Falle dem Nachweis der Larven auf der Haut gestellt. Allerdings sind die orangenen kleinen Punkte wirklich sehr klein und können manchmal erst mit dem dritten und vierten Blick erkannt werden (gerade wenn sie in nur kleiner Anzahl vorkommen).

Wie man sie los wird:
Zur medikamentösen THERAPIE bzw. der PROPHYLAXE stehen diverse Wirkstoffe (Fipronil, Fluralaner, Selamectin, Kieselgur, Ölivenöl oder andere Hausmittelchen) und Präparate zur Verfügung. Welches Mittel für den jeweiligen Patienten sinnvoll ist muss individuell entschieden werden – Pauschalisierungen sind da definitiv fehl am Platze.
Es braucht hier auch bestimmt keine ausufernde Endlosdiskussion dazu! Sie wird eh wie immer zu nichts außer Feindseligkeit und einem totsicheren Trollmagneten führen.

Als in meinen Augen zuverlässigste aber auch zugleich aufwendigste Methode ist das Abwaschen der Beine mit klarem Wasser nach jedem Spaziergang – dies kann schon zu einer deutlichen Besserung führen. Allerdings mag es nach der nächsten Gassirunde wieder von vorne losgehen, was oftmals zu einer extremen Frustration von Tierhalter und Tier führen kann.

Die Empfindlichkeit variiert übrigens von Tier zu Tier – Manche zeigen kaum Symptome wohingegen sich Andere fast zu Tode kratzen und dabei gänzlich die Futter- sowie Wasseraufnahme verweigern. Auch eine unklare Lahmheit, wie heute Morgen beim ersten Patienten dieses Jahres, kann zum Hauptsymptom werden.

Klugscheißer-Wissen:
Nur die Larven leben parasitisch! Die erwachsenen Milben hingegen ernähren sich räuberisch von kleinen Insekten.

Bei noch offenen Fragen einfach den Haustierarzt des Vertrauens fragen.
Dieser Artikel dient einzig und allein der Sensibilisierung für dieses AKTUELLE Thema. Mehr nicht!

Man liest sich…

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit (aus Engelskirchen nahe Köln)