Moritz – unser „ Uiiii ! ” – Hund

Dankeschön für die treffenden Entlebucher Alltagserlebnisse –  von Moritz. Nun gleich zum Text:

 

Was ist das ?

Ein Entlebucher Sennenhund-Rüde

Wieso ?

Vorstellungsgespräch vom Karin-Frauchen bei der Hundetrainerin:

           

            Trainerin:

„Was haben Sie denn für eine Hunderasse?“

            Karin-Frauchen:

             „Einen Entlebucher-Sennenhund-Rüden.“

            Trainerin (mit hochgezogenen Brauen und in höcht anerkennendem Tonfall): „Uiiii!“

 

Und was sagen Karin-Frauchen und Gerhard-Männchen („Herrchen“ wäre

übertrieben) zu ihrem „Monsieur 100.000 Volt“?

 

            explosiv wie ein Vulkan
            neugierig wie Jerry, die Maus
            aufmerksam wie ein Haftelmacher
            wachsam wie Cerberus, der Höllenhund, aber ohne Aggression
            robust wie ein Noriker-Hengst
            schnell wie der Blitz
            gescheit wie Konrad Lorenz
            schmusebedürftig wie ein Frischverliebter
            anhänglich wie eine Klette
            stürmisch wie ein Orkan
            schön wie ein Fotomodel
            frech „wie Oskar“
            (manchmal) anstrengend wie ein Himalaya-Achttausender
            etc., etc., etc.
         immer lieb zum Fressen

 

Was will man mehr?

 

Der Bursche sieht schon so erwachsen aus, daß man ganz vergißt, daß er doch noch ein Hundekind ist! Aber mit 19 Kilo, einer Widerristhöhe von 40cm und einer Rückenlänge von 50 cm stellt man schon etwas dar. Und wenn die Zweibeiner am Tisch sitzen und essen (wollen), da kann man sich gewaltig aufrichten und über den Tisch schauen, ob es da nicht irgendetwas zu stiebitzen gibt – Servietten, Schachtelchen, Senftuben und alles mögliche. Die sind ja soooo geizig, daß sie bisher noch kein einziges Stückchen Wurst oder Käse hergegeben hätten! Am (gesunden) Hundefutter sparen sie aber nicht, das muß man ihnen schon lassen.

 

Apropos Gesundheit! Die Ohrgänge sind wohl schon wieder etwas verlegt, denn Moritz schüttelt wieder stark den Kopf. Da muß nächste Woche die Tierärztin wieder spülen – von der läßt er sich das machen, bei Karin und Gerhard wehrt er sich unter Aufbietung aller Kräfte und flüchtet seit einiger Zeit unters Bett, obwohl er dort fast nicht mehr runter und raus kann. Aber der Doktor wird respektiert. Auch bei der zweiten Zeckenimpfung nächste Woche.

 

Moritz und die Flegeljahre

 

Am 26. März 2012 wurde der junge Herr ein halbes Jahr alt. Frühreif und selbstbewußt  (wenn auch am Anfang etwas wackelig) wird seit 21. Feber das Bein gehoben und das Revier markiert. Und weil man da (aus der Sicht von Moritz) besonders auf seine Dominanz achten muß, wird auf untergeordnete Subjekte aufgeritten. Dazu zählt derzeit allerdings nur Karins männlicher Zweibeiner, denn von dem bekommt man ja (nur) Streicheleinheiten bis zum Muskelkater – alles andere macht die „Chefin“, und der gegenüber darf man seinen Dominanzanspruch nicht übertreiben! Ausgenommen, sie ist außer Haus. Da muß man zum Gerhard schon etwas toleranter sein, sonst richtet einem der kein Fressen her! Zum 9-jährigen Pauli ist man natürlich brüderlich verspielt, mit dem Sohn von Karin ist besser nicht Kirschen essen – der ist so konservativ und will immer, daß man aufs Wort parriert – und zur charmanten Schwiegertochter Marketa hat man sich selbstverständlich wie ein Kavalier zu benehmen, der folgt man sogar auf Kommandos („aus!“), von denen die andern derzeit nur träumen können.

 

Angeblich wird man mit sechs, sieben Monaten ein Flegel. Moritz hält sich da – bisher – sehr zurück. Er bellt ein bißchen mehr, aber nie ohne nachvollziehbaren Grund. Der einige Jahre ältere Nachbar-Staffordshire wird respektiert: man spielt mit ihm gemäßigt und legt sich sogar vor ihm ohne Angst nieder. Zum Herumtollen gibt es ja noch die beiden jungen Französischen Bulldogen, und wenn Karins und Gerhards Freunde kommen, bringen sie ihre (etwas älteren) Golden Retriver mit, die  wohlwollend unseren Wirbelwind zur Kenntnis nehmen.

 

Zum Wohlbefinden gehört auch die Bewegung. Einem Entlebucher beim Laufen und Springen zuzusehen ist höchstes Vergnügen. Der Wildling kennt nur selber keine Grenzen. Das Spiel mit der Reizangel bedeutet ihm das non plus ultra und da müssen sich die Menschenkinder künftig etwas zurückhalten. Eigentlich sollen damit ja vorwiegend Jagdhunde zu Gehorsamkeitsübungen trainiert werden.

 

Aber das wird jetzt alles vom Frauchen in die richtige Bahn gebracht werden! Die Welpenschule wurde nach drei Besuchen aufgegeben. Alle vier oder fünf Schulkollegen saßen da, bis sie ihre Aufgabe machen durften. Unser Uiii-Hund saß auch brav da, aber offensichtlich vom Lehrstoff gelangweilt, denn es war viel interessanter, sich für die anderen Kursteilnehmer zu interessieren, was mit neugierigem Gebell begleitet wurde, was wiederum das Mißfallen der Trainerin zur Folge hatte. Frauchen suchte also eine Alternative – siehe Einleitung – und jetzt bekommen beide Privatunterricht, aber nicht weil unser Moritz ein Problemhund wäre, sondern im Gegenteil, weil er ganz besonders schnell lernt, schon tadellos sozialisiert ist (dank Gretes Zucht?!!) und von den Einzelstunden ein vielfaches mehr mitbekommt als vom Kurs. Eine gute Sache – allerdings nicht ganz billig.

 

Alle ein bis zwei Wochen gibt es einen Stadtbesuch in der Wohnung in Baden oder Wien. Das ist immer noch ein Erlebnis. Man möge sich vorstellen, den Kopf einen halben Meter über der Erde zu tragen und dann nichtendenwollende Häuserfassaden in den Himmel zu verfolgen, so große Vierbeiner vorbeitraben zu sehen und zu hören, ununterbrochen bestaunt und fotografiert zu werden, in große Häuser mit hohen Stiegen zu hoppeln, Lift zu fahren und vom kleinen Nachbarhund mit lautem Kläffen begrüßt zu werden. Und dann andere Räume, ein großes „Körbchen“ – alles, alles anders. Wie würde das mancher Mensch in der kurzen Zeit verkraften???

 

Gar nicht zu glauben, wie viel man in einem halben Jahr mit so einem Lebewesen erlebt – davon allein könnte man schon ein dickes Buch schreiben! Aber Fortsetzung folgt!! Versprochen.