„Auf die Bindung kommt es an“ Grüße von Enzo (Sylvo von den Gänsewiesen )

Liebe Grete,

nun ist es schon eine ziemlich lange Zeit her, dass wir uns gemeldet haben. Enzo ist mittlerweile 3 Jahre und 10 Monate alt. Wir haben auf unserem gemeinsamen Weg viel miteinander erlebt. Auch sind wir immer noch sehr aktive Leser Deines Blogs.

Ich wollte heute mal die Gelegenheit nutzen, auch einmal über Dinge zu schreiben, die vielleicht nicht immer so toll sind und wie es einem gelingt mit negativen Erlebnissen in einem Hundeleben umzugehen.

Aber zuerst fange ich natürlich mit all den vielen positiven Eigenschaften unseres Hundes an. Da gibt es nämlich auch eine ganze Menge. Enzo bleibt z.B. mehrere Stunden alleine, macht überhaupt nichts kaputt und stellt nicht mal ansatzweise Unsinn an. Futterneid ist ein absolutes Fremdwort für ihn. Wir können ihn jederzeit Futter, Knochen etc. wegnehmen oder ihn auch von seinem Fressen wegrufen. Er geht brav an der Leine, fährt ohne Probleme Auto und bleibt auch zuverlässig im Auto sitzen, wenn man das von ihm verlangt. Sein jagdliches Interesse hält sich in Grenzen. Beschützer- und Bewachungsinstinkt haben sich im letzten Jahr detailierter ausgebildet. Aber dafür ist er einfach auch gemacht. Unser Enzo würde nie, in Labradormanie, schwanzwedelnd auf andere oder fremde Menschen zugehen. Hat er Besucher, Freunde erst einmal akzeptiert, ist das meist ein sehr vertrautes Miteinander, vor allem auch mit Kindern. Er fährt mit uns immer in den Urlaub an die Ostsee und passt sich auch dort den neuen Gegebenheiten schnell an. Die Orientierung im Freilauf funktioniert ebenfalls sehr gut. Rückruf auch aus dem Spiel sind Dinge, die wir mit ihm schon im Welpenalter trainiert haben.

Ja, nun möchte man meinen, ist doch alles Bestens. Leider verträgt sich unser Enzo nach ein paar Auseinandersetzungen mit Rüden überhaupt nicht mehr. Eine gewisse Mitschuld müssen wir auch unserer ersten Hundetrainerin geben. Da Enzo im Spiel mit anderen Hunden sehr körperlich und auch artikulierend ist, hat sie dies schon im Junghundealter als agressiv eingestuft und jegliches körperliches Spiel sofort unterbunden. Da Enzo unser Ersthund war, haben wir ihr natürlich geglaubt und leider auf den Rat der „Expertin“ gehört. Enzo konnte Sitz und Platz etc. aber das fürs Konflikte regeln wir Menschen zuständig sind, dass wusste er zu diesem Zeitpunkt nicht. Irgendwann haben auch wir das dann begriffen und uns an einen neuen Hundetrainer gewandt. Ein richtig cooler Typ, der von Hunden echt Ahnung hat und dem wir heute noch unser vollstes Vertrauen schenken. Er hatte Enzo sehr schnell durchschaut und uns auch klipp und klar gesagt, dass seine Frusttoleranzschwelle ziemlich niedrig ist. Da mussten wir ansetzen. Auf die richtige Bindung kommt es nämlich an. Wir sind jetzt seit über zwei Jahren bei ihm und es hat sich sehr viel zum Positiven entwickelt. Zwar müssen wir wahrscheinlich sein ganzes Hundeleben lang darauf achten, ihn nicht zu sehr hoch zu puschen. Aber wenn man das weiss, ist es einfacher. Enzo hat in unzähligen Spaziergängen ( Hunde bleiben an der Leine ) gelernt, dass man nicht immer einen Streit vom Zaun brechen muss und dass es doch nicht so schlimm ist, neben einem anderen Rüden her zu laufen.

Begleitend zu seinem eher nervösen Wesen, haben wir Enzo im Februar 2013 kastrieren lassen. Der Probelauf erfolgte davor mit einem Kastrationschip. Das Ergebnis war für unseren Hund durchweg positiv. Er muss nicht mehr ständig markieren, was ihn zusätzlich gestresst hat. Auch ist er nach wie vor ein agiler, sportlicher Hund.

Unser Hundetrainer hatte dann irgendwann mal die wahnwitzige Idee, Enzo wieder in einer gemischten Gruppe von Hunden mitlaufen zu lassen. Das war das Ziel. Dazu haben wir ihn langsam an das Tragen eines Maulkorbes gewöhnt. Dann durfte er mit in die Spielstunde. Er konnte so lernen, sich von anderen beschnüffeln zu lassen, andere anzuschauen, ohne gleich vorzupreschen und Ärger zu machen. Er musste einfach wieder lernen, die Anwesenheit von anderen Rüden auszuhalten. Alles kontrolliert und in Maaßen.

Nachdem das alles prima geklappt hat, gabs dann die Krönung. Enzo durfte der Maulkorb angenommen werden. An diesem Tag tummelten sich 18 Hunde auf dem Hundeplatz. Aber auch das hat er mit Bravour gemeistert. Er hat nicht mal ansatzweise versucht, Ärger zu machen. Jetzt heisst es für uns, am Ball zu bleiben und das Verhalten zu festigen.

Mittlerweile meckern wir wirklich auf hohem Niveau. Er ist ein prima Hund und wir sind jeden Tag froh, dass wir ihn haben.

„Auf das Miteinander kommt es nämlich an, an guten und auch an schlechten Tagen“.

Wir wünschen Euch eine schöne Herbstzeit.

Herzliche Grüße Von Kerstin, Jörg und Enzo.

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3 Gedanken zu „„Auf die Bindung kommt es an“ Grüße von Enzo (Sylvo von den Gänsewiesen )“

  1. Hallöchen ,

    ich habe die Geschichte von Enzo gelesen und ich fand es einfach toll geschrieben.

    Man kann viel im Welpenalter kaput machen wenn man den falschen Trainer vertraut ( es darf sich ja jeder so nennen). Aber ein großes Lob an Euch ,das ihr nicht aufgegeben habt und für Euch den richtigen Weg und den richtigen Hundetrainer gefunden habt.

    Wie ich immer sage ein Entlebucher ist nicht immer ein leichter Hund der mit jedem gut freund sein will ,hat er aber einen in sein Herz gelassen ist es Liebe und Freundschaft bis zum Schluss und er würde alles für einen tun.

    Man muss sein Wesen und Charakter lieben um damit umgehen zu können. Und er hat auch das Recht sich nicht von jedem anfassen zu lassen und er muss auch das Recht haben nicht jeden zu mögen.

    Lg silke und Ihre Mädels

  2. Hallo Silke, vielen Dank für die netten Worte. Du hast es super auf den Punkt gebracht. Genau das war unsere Botschaft an die Hundehalter da draussen. Und ich bin mir sehr sicher, da gibt es noch eine ganze Menge Leute, denen es genauso geht.
    Herzliche Grüße. Kerstin

  3. Hallöle,
    ich finde die Erzählung über Enzo toll und ebenso passend die Antwort von Silke – und kann mich mit unserer Entlebucherin Gracy den Beschreibungen nur voll anschließen: Wir lieben unser Hundemädel mit dem ihr eigenen Wesen und Charakter samt ihrem ausgeprägten Beschützerinstinkt und obwohl ich sie oft als „meinen Schatten“ bezeichne, ist sie doch unsere Sonne! Sie geht Streit mit anderen Hunden zwar aus dem Weg, kann aber auch mal gehörig schimpfen. Und sie hat -genau wie wir- das Recht, sich ihre Freunde -ob Mensch oder Hund- selbst auszusuchen und tut das auch. Was die Hundeschule anbelangt, so sind wir ab dann nicht mehr hin, als der Trainer uns dringend zu einem Kettenhalsband riet, weil es typisch für die Entlebucher sei, dass sie stur und dickköpfig sind… . Die Kommandos, die sie können muss, kann und befolgt sie – auch im Freilauf und Spielen mit anderen Hunden. Und wir wollten einen Familienhund – das ist sie geworden: Sie fährt gerne Auto, wir können sie überall mit hin nehmen und wenn sie manchmal ihren Dickkopf hat, dann hat sie halt zur Kenntnis genommen was wir von ihr wollen und denkt erst mal darüber nach -:) na und? Und die Sache mit den Radfahrern und dem Briefträger die kriegen wir schon auch noch in den Griff … oder?
    LG Hanna

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