Hundemalaria durch Zecken? Die Babesiose im Überblick

Endlich ist es soweit: der lang herbeigesehnte Frühling ist da! Mit Tagestemperaturen oberhalb der 10-Grad-Marke und ohne Nacht-Frost beginnt die warme Jahreshälfte. Mit Anstieg der Temperaturen im Frühling werden aber auch die Zecken wieder deutlich aktiver. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Zecken diverse Krankheitserreger übertragen können. Im Folgenden möchte ich Dir jedoch eine dieser möglichen Erkrankungen, die Babesiose, näherbringen. Leider kursieren viele unseriöse und maßlos übertriebene Berichte über diese Krankheit, die auch als Hundemalaria oder Piroplasmose bezeichnet wird. Daher möchte ich Dir zeigen was bei dieser Erkrankung wirklich wichtig ist und wo offensichtlich mit manchem Autor die Pferde durchgegangen sind.

Der Erreger der Hundemalaria

Ausgelöst wird die Erkrankung durch Einzeller der Gattung Babesien. Sie haben sich auf ihren Wirt spezialisiert und existieren in verschiedenen Varianten. Relevant beim Hund sind Babesia canis, gibsoni und vogeli.
Man unterscheidet zwischen den sogenannten großen Babesien (B. canis und B. vogeli) und den kleinen Babesien (B. gibsoni). Eine absolute Besonderheit dieser Parasiten ist, dass sie innerhalb einer Zecke auf ihre Nachkommen in den Eiern der Eierstöcken übertragen werden. Dadurch sind nicht nur die ausgewachsenen Zecken infektiös, stattdessen können bereits Nymphenstadien die Erreger der Babesiose übertragen.

Von der Reise- zur heimischen Krankheit

Bis vor einigen Jahren galt die Babesiose hierzulande als reine Reisekrankheit, mit der sich ungeschützte Hunde nur im Ausland, gerade im Mittelmeerraum, infizieren konnten. Drei Faktoren haben jedoch dazu geführt, dass sich Hunde heutzutage auch problemlos im deutschen Inland durch den Biss einer Auwaldzecke anstecken können:
1. Ein zunehmender Reiseverkehr hat mit Babesien kontaminierte Zecken nach Deutschland gebracht
2. Viele ungetestete importierte Hunde (u.a. Tierschutzhunde aus dem ehemaligen Ostblock wie Rumänien) schleppen den Erreger im Blutkreislauf ein
3. Die Erderwärmung durch den Klimawandel begünstigt die Ausbreitung sowie die Einwanderung der übertragenden Zeckenarten

Wie kommt der Erreger in den Hund?

Sowohl die Auwaldzecke als auch die Braune Hundezecke können als Überträger fungieren. Beide Zeckenarten sind abhängig von Winterende bzw. Frühjahrsbeginn besonders aktiv in der Zeit zwischen März und Mai.
Da beide Schildzeckenarten eine besondere Umgebung bevorzugen, treten Infektionen mit Babesien meist in sogenannten endemischen Gebieten auf. Man spricht von einer Endemie wenn eine Erkrankung in einem begrenzten Gebiet fortwährend gehäuft auftritt. Während dem Akt des Blutsaugens können die Einzeller auf das Wirtstier (Hund) übertragen werden. Dies geschieht jedoch in der Regel erst ca. 24 Stunden nach Erstkontakt.
Ein weiterer Übertragungsweg von Hund zu Hund ist eine Bluttransfusion. Ebenso wurde bei den kleinen Babesien eine mögliche Übertragung von Mutterhündin auf ihre Nachkommen nachgewiesen.

Neben der Babesiose können Zecken hierzulande ebenfalls andere Erkrankungen übertragen, die früher als reine Reisekrankheiten definiert wurden. Dazu zählen die Ehrlichiose und die Anaplasmose.

Was passiert im Körper des Hundes?

Babesien nisten sich nach erfolgreicher Infektion in den roten Blutzellen des Wirtes ein und verursachen dadurch u.a. die Zerstörung vieler roter Blutzellen, was neben einem mangelhaften Sauerstofftransport im Blut zu einem akuten Nieren- und Leberversagen führen kann. Auch wenn ein befallener Hund scheinbar die Erkrankung übersteht, kann das Immunsystem in der Regel nicht alle Erreger eliminieren. Dadurch können Hunde zu stillen Überträgern werden, die keine Symptome (mehr haben) aber dennoch infektiös sind. Wenn eine Zecke ihr Blut saugt und später weitere Hunde befällt, kann sie die aufgenommenen Babesien so auf andere Hunde übertragen und dadurch infizieren.

Welche Symptome hat ein Hund bei Hundemalaria?

In der Regel treten die ersten Anzeichen ca. 5-7 Tage nach Zeckenbiss auf. Die infizierten Hunde zeigen meist ein deutlich gestörtes Allgemeinbefinden mit hohem Fieber, Fressunlust, blassen Schleimhäuten und Abgeschlagenheit. Sie können rötlich verfärbten Urin absetzen, gelbe Haut und Schleimhäute aufweisen und in schlimmen Verläufen auch eine Bauchwassersucht ausbilden.
Bei Beteiligung des zentralen Nervensystems können Lähmungen sowie epileptiforme Anfälle auftreten.

Unbehandelt endet eine akut bis perakut verlaufende Babesiose beim Hund in aller Regel tödlich binnen 2-5 Tagen nach Auftreten von Symptomen.
Welche Symptome ein Hund jedoch zeigt, hängt von vielen Faktoren wie bspw. der körperlichen Verfassung des Patienten und der Babesienart ab.

Wie wird eine Hundemalaria festgestellt?

Bei entsprechendem Verdacht (Vorbericht, Symptome, ggf. Herkunft oder Auslandsaufenthalt) wird eine entsprechende Blutuntersuchung eingeleitet. Neben einem Antikörperspiegel (ab 10. Tag nach Infektion) kann das Ergbut des Erregers (auch Unterscheidung groß/klein) mittels PCR nachgewiesen werden.

Darüber hinaus ist der mikroskopische Nachweis der Babesien im Blutausstrich möglich. Eine zeitnahe Blutentnahme ist hier jedoch das A und O. Der Zeitpunkt und das dadurch gegebenenfalls frühe Eingreifen kann maßgeblich zur Verbesserung der Prognose beitragen.

Wie behandelt man Hundemalaria?

Die Therapie hier ausführlich aufzuzeigen würde den Rahmen sprengen. Einfach dargestellt kann man jedoch sagen, dass die Behandlung sich zum einen nach der nachgewiesen Babesienart (groß vs. klein) und den Symptomen richtet. So wird zum Beispiel eine Infektion mit B. vogeli mit Imidocarb eingeleitet werden. Wird eine fortgeschrittene Blutarmut (Anämie) festgestellt, kann eine Bluttransfusion vermutlich unumgänglich sein.

Dein Haustierarzt wird dementsprechend handeln oder dich mit deinem Hund an entsprechendes Fachpersonal überweisen.

Wie kann man Hundemalaria vorbeugen?

Im Fokus stand früher das Meiden der bekannten Endemiegebiete mit Hund – vornehmlich der Mittelraum (alle Gebiete südlich der Alpen). Wie oben schon erwähnt sind die Überträgerzecken jedoch schon längst auch im deutschsprachigen Raum heimisch. Daher ist die beste Prophylaxe der Schutz vor Zecken. Die Auswahl zwischen diversen Darreichungsformen (Tablette, Spot-On oder Halsband) wächst von Jahr zu Jahr, so dass man leicht den Überblick verlieren kann. Für welches Präparat man sich letztendlich entscheidet bleibt jedem selbst überlassen.

Kleiner Tipp: Wer sich überhaupt nicht entscheiden kann, fragt am besten seinen Tierarzt wie er seine Hunde schützen kann. Das regelmäßige Absammeln kann unter Umständen ebenfalls einen gewissen Schutz bieten, muss aber ausnahmslos täglich und sehr gründlich durchgeführt werden, denn wie oben beschrieben, können bereits die sehr kleinen Nymphenstadien die Babesien binnen 24 Stunden übertragen. Menschen sind übrigens auch empfänglich, können aber nur durch Babesia divergens und Babesia duncati infiziert werden.

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern stellt lediglich eine Zusammenfassung mehrerer Fachquellen dar. Für noch offene Fragen steht dir dein Haustierarzt zur Verfügung.

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit ist seit 2012 praktizierender Tierarzt für Kleintiere in Engelskirchen bei Köln. Dort leitet er die Praxis gemeinsam mit seiner Frau. Sein Faible gilt der Zahnmedizin für Hunde und Katzen – daher fühlt er sich zwischen Dentalröntgen und Zahn-OP auch besonders wohl. In seiner Freizeit bloggt er auf Facebook und Instagram.