Betretungsverbot für Hund namens Yasu

(erzählt von Enkelin Milena)

Als Yasu noch klein war, durfte sie in der Wohnung von Oma

und Opa überall hin bis zu diesem unsäglichen Tag an dem sie

Betretungsverbot für das Schlafzimmer bekam.

Du fragst: Warum? Ich erzähle es Dir und ich bin sicher, Du

verstehst es.

Eines Tages – Yasu war anscheinend gerade in ihren

Flegeljahren, weil sie tat selten das, was man von ihr verlangte

– wollte Yasu mit Opa raufen. Das tun die beiden immer

wieder einmal, weil es ihnen Spaß macht. Es ist mehr eine

kleine Balgerei – ein Spiel – mit anschließender Versöhnung.

Wenn ein Hund mit einem Spiel fertig ist, beutelt er sich und

geht zur Tagesordnung über. So viel nur zu Eigenheiten eines

Hundes.

An dem Tag hatte Opa noch keine Lust zu spielen, aber Yasu

wollte das partout nicht einsehen. Sie wurde so lästig, dass

Opa sie aus dem Wohnzimmer gab. Beleidigt trottete sie

hinaus. Es war ruhig in der Wohnung – verdächtig ruhig. Das

ist wie bei Kindern, sagt Opa. Ist es ungewöhnlich ruhig, dann

ist Vorsicht geboten. Meist stellen sie etwas an und sind

deshalb so ruhig, dass keiner auf die Idee kommt, dass da

etwas im Busch ist (wie man so sagt).

Oma fragte daraufhin: „Wo ist Yasu hingegangen?“ Opa

meinte: „Die hab ich in ihr Bettchen geschickt und da soll sie

auch bleiben!“

Oma ging um nachzusehen, ob denn das auch so war, aber sie

fand sie nicht in ihrem Bettchen. Sie rief Yasu, aber nichts

rührte sich. Das war wirklich sehr verdächtig. So ging Oma,

um sie zu suchen und sie fand sie.

Yasu hatte sich ins Schlafzimmer geschlichen und in Omas Bett

gelegt. Dort hatte sie in Seelenruhe ein Lackerl mitten ins Bett

gemacht. Sie schaute Oma unschuldig an, aber jetzt war Oma

wirklich wütend. Da konnte Yasu schauen, wie sie wollte. Sie

bekam mit einer Zeitung einen ordentlichen Klatsch auf ihr

Hinterteil und wurde für alle Zeiten aus dem Schlafzimmer

verbannt.

Oma musste das Bett vollkommen abziehen und sogar die

Bettdecke hatte was abbekommen. Das war wirklich zu viel. Es7

war eine Machtdemonstration von Yasu, nach dem Motto:

Wenn ihr mich aus dem Wohnzimmer rausschmeißt, dann

werde ich es Euch schon zeigen. Dabei hatte sie aber den

Kürzeren gezogen. Sie darf bis heute noch nicht ins

Schlafzimmer und sie weiß sehr genau warum. Das akzeptiert

sie auch, weil sie genau weiß, dass es sonst ein Donnerwetter

sondergleichen gibt. Seither schleicht sie immer nur vor der

Schlafzimmertüre herum, aber sie geht nicht hinein. Sie hat ein

sehr gutes Gedächtnis, aber Oma auch. Das Schlafzimmer

bleibt seit diesem Tag eine Tabuzone für Yasu.