Heute bin ich nun mal die Chefin in unserem Garten

Für Herrchen hab ich kein Platzerl mehr frei!

Ihr seht doch! Ich denke grad nach, ja ich bin dabei,

Poetin zu sein. Herrchen kann auch mal kurz warten!

Jawolllll!

Der Garten – (M)ein Paradies

(erzählt von Oma)

Der Wunsch: wenn schon Schrebergarten, dann bitte einen

“atypischen”, in dem es nicht darum geht, die Hecken und

ähnliches nach Vorschriften anzulegen oder den Rasen alle

zwei Wochen zu mähen. Mir stand schon der Sinn nach einem

gepflegten Garten, den ich aber mit einer gewissen Freiheit

gestalten wollte. Und – ein Hund musste auch erlaubt sein!

Das Glück : Der Garten wurde gefunden: Zirka 400

Quadratmeter groß mit einem natürlichen Zaun aus Fichten.

Heuer, in Zeiten der Pandemie – ein Goldschatz! Die

Möglichkeit – trotz der tristen Lage – die Wohnung zu

verlassen; sogar im Winter ab und zu die Natur genießen zu

können, das kommt erfreulicherweise dazu.

Gartenidylle: Der Hund wälzt sich mit Enthusiasmus entweder

in der Wiese oder im Schnee, was ihn wirklich glücklich macht.

Einige Beete laden zum Bepflanzen ein. Ich grabe mit bloßen

Händen in der Erde und baue Kartoffeln an. Ach, wie in

Kindertagen! Das macht mich glücklich, bis der Hund die

Kartoffeln wieder ausgräbt und mit der Beute im Rekordtempo

davonläuft, um sie unter einem “Geheimbusch” zu vergraben.

Die Ernte wird mager sein, aber mir geht es nicht darum.

Vom Vorbesitzer: ein paar Blumen, ein paar Beete für diverse

Kräuter, Himbeeren, Erdbeeren, Brombeeren. Sträucher und

Pflanzen, die zu verschiedenen Zeiten blühen und reifen. Die

Hanglage kommt mir entgegen, weil ich so vor den Blicken der

Nachbarn geschützt bin. Die Gartenhütte ist nicht zu groß,

bietet aber genug Platz, alles Nötige zu verstauen. Ein kleines

Plantschbecken für das Enkelkind hat auf der Ebene vor der

Hütte Platz. Herz, was willst du mehr?

An Sonntagen: Zeit zum Träumen! Ich lege mich in meine

Gartenliege und sehe mich grün. Danach schließe ich die

Augen. Das Summen der Insekten ist plötzlich so laut zu

hören. Verschiedenste Vogelarten geben ein Konzert. Am

lautesten trällert eine Amsel im Gebüsch neben mir:

Dackderrigigigigi dackderrigigigigi!!! Unglaublich! Wie laut die

singen kann! Vielleicht zetert sie auch, weil eine Katze in

Nachbars Garten wohn? Straßenlärm ist hier dafür keiner zu

hören. Nur weit weg sind das Tuckern eines Traktors, das

Krähen eines Hahnes, das Gemurmel irgendwelcher Nachbarn17

und zirpende Grillen zu vernehmen. Ich sauge den Duft von

Rosen, Lavendel und Schafgarbe ein. Dieser intensive Geruch

trägt mich weit fort. Im Halbschlaf entstehen in meinem Kopf

Geschichten von fremden Ländern und ich treffe

ungewöhnliche Menschen.

Nebelgeister tauchen auf, die mir zuflüstern: “Der Kaffee ist

fertig!” Ich bin mir nicht sicher, ob ich schlafe oder wache, bis

Kaffeeduft direkt an meiner Nase vorbeizieht. Ich gähne

herzhaft und schleppe mich zum Gartentisch, den mein

Liebster schon gedeckt hat. Hmm, es gibt Espresso und dazu

Topfentorte.

Das nenne ich Paradies auf Erden!