Yasu Geschichten


Der unschuldige Hund (Frauchen erzählt)

Die schönen Sommertage befanden sich im Endspurt und die

Heimreise war unvermeidlich. Mit Wehmut packten wir unsere

Sachen, denn der Urlaub war zu Ende. Gerade hatten wir noch

das Gefühl, am Strand gewesen zu sein und nun saßen wir

gedanklich schon wieder im Auto und programmierten das

Navi auf „Heimatadresse Linz“. Ach ja, alles hat ein Ende!

Enkeltochter Milena und Hund Yasu, damals beide 6 Jahre alt –

liefen aufgeregt durch die Ferienwohnuang, weil es nun wieder

nachhause ging. Milena bekam den Auftrag, ihre Sachen alle

auf einen Stapel zu legen, damit wir diese dann in ihrem Koffer

verstauen konnten, denn am nächsten Tag ging Milenas Reise

noch weiter nach Wien zu ihren Eltern.

Die Wohnung war angefüllt mit Kleidung von uns allen,

Badesachen bis hin zum Plastiknilpferd, das als Schwimmhilfe

gedient hatte, Hundeutensilien und, und…man kennt das ja,

wenn man mit Kind und Hund auf Urlaub fährt. Systematisch

verstauten wir die Dinge – getrennt in verschiedenen

Reisetaschen – damit wir dann zuhause gleich wieder alles so

hernehmen konnten, wie wir es brauchten. Wir mussten auch

noch die Badesachen von der Wäscheleine auf der Terrasse

abnehmen. Das hätten wir beinahe vergessen…

Vor der Hitze sollte alles im Auto verstaut sein, um dann in

Ruhe unser letztes Urlaubs-Frühstück genießen zu können. Für

unsere Verhältnisse waren wir schnell fertig, alles war in den

Reisetaschen verstaut, welche sich im Vorzimmer schon

stapelten. Das Nilpferd wurde oben aufgelegt. So! Fertig! Zum

Frühstück bitte!

Wo ist der Hund? Der war in der Wohnung nicht auffindbar.

Herrjeh! Der musste entwischt sein, als wir die Badesachen

von draußen hereinholten, denn jetzt war die Terrassentür

verschlossen. Milena rannte – Yasuuuu rufend – herum.

Plötzlich saß der Hund vor der verschlossenen Terrassentür

und schaute mit Unschuldsmiene herein. Als wir die Tür

öffneten, wedelte er herbei, als wäre nichts gewesen und

wartete auf ein Leckerli, als hätte er etwas geleistet. Natürlich

bekam er eines dafür, dass er wieder da war. Ich dachte noch:

“Na, super! Sehr pädagogisch wertvoll – unsere Erziehung!“

Als wir dann mit Kind und Hund bei der Haustüre

hinausgingen, trafen wir den Urlaubs-Nachbarn, der meinte:22

„Aha, da gehörst du also hin! Ihr Hund stand nämlich morgens

– als wir gerade aufstehen wollten – plötzlich neben unserem

Bett und hat uns mitleiderregend angesehen!“

„Entschuldigen Sie vielmals. Wir hoffen, er hat Sie nicht

erschreckt!“, sagten wir.

„Naja“, meinte er. Wir haben schon dumm geguckt, als der

Hund da plötzlich neben unsrem Bett stand. Er hat jedoch so

arm ausgesehen, dass wir lachen mussten.“

„ Ja, ja. Das kann unsere Yasu sehr gut. Dreinschauen, als

wäre sie der ärmste Hund der Welt. Sie ist ja schließlich von

uns ausgesperrt geworden. Da glaubte sie sicher, sie kann bei

Ihnen reinsehen, ob nicht vielleicht Sie etwas Gutes für sie

hätten. Tut uns wirklich sehr Leid! Sie ist so neugierig!“ Der

Nachbar hatte Verständnis – Gott sei Dank!

YASU 2016