Edward – Zeitung, Putzwedel u. vieles mehr

Edward ist ein Entlebucher Sennenhund und sein Frauerl Angela seine begabte Sekretärin.  Sie schreibt  mit, was ihr Edward diktiert. Ein amüsanter Bericht eines Entle Juniors.

Ich habe nun auch die junge Nachbarin und ihren Mann kennengelernt. Sie hockte sich hin, um mich zu begrüßen, prompt sprang ich auf ihre Beine, weil ich sie gerne mag,  und hinterließ die schönsten Pfotenabdrücke. Diese gefielen ihr aber nicht – ich weiß auch nicht warum – und sie musste sich nun noch einmal umziehen, bevor sie in die Kirche gehen konnte. Die Nachbarn auf der anderen Seite freuen sich auch immer, wenn sie mich sehen, und streicheln mich ausgiebig. Sie würden mich gerne einfach mitnehmen, aber dann wäre meine Familie sehr traurig. In dieser Woche waren auch Freunde von Herrchen und Frauchen aus der nahe gelegenen Stadt zu Besuch. Auch sie bewunderten mich und haben richtig Lust bekommen, sich einen neuen Hund anzuschaffen. Auch in dieser Woche wollte meine Familie ein Stück mit mir im Auto fahren, denn ich brauchte ja eine neue Leine, und da sollte ich mitfahren. Ich wurde also wieder in das Wännchen gesetzt, das mittlerweile gar nicht mehr so groß ist, und los ging es. Schon nach den ersten Metern begann ich, obwohl Angela neben mir saß, herzzerreißend zu jaulen und war ganz unruhig. Genauso begann doch auch der schlimme Abschied vor etwa 10 Tagen vom Stadlbauerhof, Grete, meiner Mama und all den anderen Hunden. Ich hatte große Angst, dass man mich nun wieder fortbringen würde, weg von meiner neuen Familie. Erst auf der Heimfahrt war ich wieder ruhiger. Angela sagte, das Autofahren müssen wir noch üben. Einige Hunde aus der Nachbarschaft habe ich auch schon gesehen. Aber sie sind zumeist viel größer als ich. Und auch wenn sie das nicht sind, habe ich noch viel Angst vor ihnen. Selbst wenn ich in der Ferne einen Hund bellen höre, will ich schnell wieder ins Eßzimmer. Am liebsten bin ich dort, wenn meine ganze Familie auch da ist. Ich habe Frauchen und Herrchen auch schon in die Ferse gebissen – ich muss ja schließlich sehen, dass meine Herde auch zusammenbleibt. Angela sagt, das ist ihm angeboren, aber wir sollten ihm das abgewöhnen. Wenn Frauchen und Herrchen dort morgens die Zeitung lesen, hole ich mir meist auch ein Stück davon vom Sessel und beschäftige mich ausgiebig damit – danach kann nur niemand mehr diesen Teil der Zeitung lesen. Geht ein Familienmitglied aus dem Eßzimmer hinaus, bin ich unruhig, fiepe und kratze an der Tür. Aber bis jetzt sind sie immer wieder gekommen und wurden von mir jedes Mal überaus freudig begrüßt. Mittlerweile schlafe ich nachts schon alleine im Eßzimmer, Angela kommt morgens um 5 Uhr und lässt mich zum ersten Mal nach draußen, ich bin dann meistens noch ganz müde, lege mich jedoch sofort auf den Rücken und verzichte nicht darauf, mir meine ersten Streicheleinheiten abzuholen. Wenn ich draußen war, schlafe ich weiter bis 7 Uhr, bis Herrchen kommt. Auch wenn ich sonst irgendwo Herrchens Stimme höre, komme ich angetrabt. Während ich nachts schon sauber bin – große Geschäfte erledige ich immer draußen – passiert tagsüber noch so manches kleine Malheur. Inzwischen habe ich auch schon den langen Flur, das Badezimmer und das Schlafzimmer von Herrchen und Frauchen erkundet. Das Schlafzimmer ist besonders interessant. Dort stehen nämlich die Schuhe von Herrchen und Frauchen, die ich mir manchmal heimlich hole und auf meine Decke im Eßzimmer trage. Meistens ertappt mich Frauchen jedoch dabei, gibt mir einen Knochen und nimmt mir den Schuh schnell weg. Mein liebstes Spielzeug aber ist der Handfeger, denn er hat einen Holzgriff, an dem man nagen kann und Haare, mit denen man wie mit Geschwistern spielen kann.  Auch den Putzwedel mag ich ganz gerne, aber Frauchen spielt komischerweise nicht mit, wenn ich die Streifen festhalte, während sie putzt. Mit der Bürste habe ich auch schon Bekanntschaft gemacht. Aber es ist schwierig, mich zu kämmen, wenn man alleine ist, weil ich so gerne in die Bürste beiße. Außerdem ist mein Fell auch so ganz weich und seidig. Ich beiße übrigens in alles, was vor meine Schnauze kommt, egal ob drinnen oder draußen. Angela sagt, das ist gefährlich, weil ich noch nicht unterscheiden kann, was mir bekommt und was nicht. Inzwischen habe ich auch die Jogginghose von Angela schon zerfetzt. Aber sie sagt, er ist so niedlich, und lässt mir fast alles durchgehen – auf „Aus“ höre ich sowieso nicht. Nur wenn sie ihren Müsliriegel mit Schokolade isst, kennt sie keine Gnade. Meine Pfote liegt auf ihrem Bein, meine Nase wittert, meine Augen betteln, aber sie bleibt hart und sagt, dass ich das nicht haben darf, da ich sonst krank würde – dabei riecht das doch so gut. Dafür bekomme ich neben Fleisch und Fisch auch einmal Kartoffeln, Eier, Äpfel, Bananenscheiben und Joghurt. Sehr gerne schlabbere ich auch Milch, das erinnert mich so an meine Mama. Ich habe immer Hunger, und mein Napf ist meistens leer. Wenn ich mit der Pfote daran stoße, wird er aufgefüllt. Wenn ich gerade nicht schlafe, was tagsüber häufig der Fall ist, tolle ich unermüdlich herum und spiele, wenn meine Familie gerade etwas anderes macht, auch selbst ausgelassen mit meinen Spielsachen. Dennoch streichelt mir Angela besorgt über mein Bäuchlein, das immer runder wird. Ich bin auch schon gewachsen, heute sollen wieder Fotos gemacht werden. Ich höre auch schon auf meinen Namen „Edward“. Auch den Befehl „Sitz“ kenne ich schon. Ich lerne schnell und Angela ist stolz auf mich. Gestern hat sie mich bei der Hundeschule angemeldet. Ich bin sehr gespannt darauf, was ich dort alles lerne. Zuerst muss ich aber noch zum Tierarzt, um meine zweite Impfung zu erhalten. Davor habe ich jetzt schon Angst. Wenn ich Zeit habe – hier gibt es so viel Neues zu entdecken, werde ich euch wieder von meinen Erlebnissen berichten.

Es wunderschön, wieder einen Hund zu haben!
Herzliche Grüße Angela