Heute bin ich nun mal die Chefin in unserem Garten
Für Herrchen ist ja leider gar kein Platzerl mehr frei!
Ihr seht doch! Ich denke grad nach, ja ich bin dabei,
Poetin zu sein. Herrchen kann auch mal kurz warten!
Jawolllll!
Sennenhunde – Zucht in Balance
Heute war Frauchen mit Yasu wieder einmal um kurz nach 6
Uhr morgens im Park. Es war mild – fast schon frühlingshaft.
Die Vögel haben schon laut gezwitschert, aber sonst war noch
alles ruhig. Das ist die Zeit, die Frauchen und Yasu lieben.
Allein auf weiter Flur können sie spazieren. Yasu schnüffelt
und schnüffelt und schnüffelt. Es dauert sehr lange, bis sie
endlich aus dem Park hinaustrabt. Sie hat sogar vergessen,
ihre Geschäfte zu erledigen – so sehr war sie von den
morgendlichen Düften betört.
Im zweiten Park – in dem gegenüber der Post – trafen sie auf
eine andere Hündin mit deren Frauchen. Oma kam mit der
Besitzerin von Mädi (so heißt die andre Hündin) ins Gespräch.
Mädi hat ein sehr freundliches Naturell und zeigt auch, wie
sehr sie sich über ein Treffen mit Yasu freut. Sie wedelt und
geht auf Yasu zu, aber was macht Yasu? Ich sage Euch, wenn
ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte – ich glaubte es
nicht.
Yasu dreht ab, würdigt Mädi keines einzigen Blickes und
schnüffelt einfach weiter. Oma sagt immer, sie sei morgens in
37Schnüffelextase, aber so was hatte selbst sie noch nicht
gesehen. Die hat Mädi einfach ignoriert. Kalt stehen gelassen.
Mädi konnte einem direkt Leid tun. Sie bemühte sich wieder
und wieder, um die Aufmerksamkeit von Yasu zu erheischen,
aber Yasu zeigte ihr im wahrsten Sinne des Wortes – die kalte
Schulter. Sie vertiefte sich in die Wohlgerüche der Blumen und
Bäume im Park, ohne Mädi überhaupt wahrzunehmen. So
schien es jedenfalls.
Frauchen und die Frau mussten lachen, weil das war wirklich
ungewöhnlich, dass sich dies zwei Hunde so gar nichts zu
sagen hatten. Das heißt, Mädi wollte ja unbedingt
kommunizieren, aber Yasu behandelte sie wie Luft.
Das Frauchen von Mädi meinte dann: „Na komm, Yasu will
nichts von Dir wissen!“
Mädi drehte sich beim Fortgehen immer wieder um, aber Yasu
schnupperte an den Blumen wie Ferdinand der Stier aus dem
gleichnamigen Walt Disney Film.
Freuchen meinte dann: „ Also wirklich Yasu, Du bist eine
richtige Ignorantin und wirklich verletzend für andere Hunde.
Schäm Dich!
Selbst dieser Rüffel ließ Yasu kalt. Sie ist stolz nachhause
marschiert und hat sich nach Abholung ihres Gutsis in ihr
Bettchen gelegt und weiter geschlafen, als wäre alles nur ein
Traum gewesen. Jetzt dachte auch Oma: „War das alles nur
ein Traum, oder waren wir wirklich draußen?“
Man könnte wirklich ins Grübeln kommen!
Yasu ist sehr für Traditionen- Vor allem, wenn es ums Fressen
geht. Da macht sie schnell einmal aus einer Fresszugabe eine
Tradition. Gutsi- Spiele zum Beispiel. Einmal eingeführt –
besteht sie vehementest darauf. Wie sie das anstellt? Ganz
einfach: Sie ist solange lästig, bis man – in Gottes Namen –
nachgibt.
Das schaut dann so aus: Sie setzt sich vor Dich hin und schaut
Dich an, wenn es sein muss, auch gerne einmal eine Stunde.
Da beweist sie durchaus Ausdauer.
Zuerst denkt man: “ Was ist denn heute los? Warum setzt sie
sich zu mir und weicht nicht von der Stelle? Muss sie vielleicht
hinaus?“ Mitnichten!
Mittlerweile kennen wir das: Sie will nur ihr Gutsi-Spiel, das wir
vor zwei Tagen einmal angeboten und eben gestern aus einer
Laune heraus – wiederholt haben. Heute hat sie das schon in
ihr Programm eingebaut. Man merke! Achtung! Dreimal
hintereinander gespielt ist gleich Yasu-Tradition. Darauf
besteht sie dann vehement.
Oder auch beim Frühstück: Ursprünglich hatten wir eingeführt:
Nach unserem Frühstück gibt es ein Stück Karotte für sie und
nachdem dann der Tisch abgeräumt ist, bekommt sie 4
Kugerln von ihrem Trockenfutter.
Darin hat sie sofort die Möglichkeit entdeckt, ihre eigene
Traditione daraus zu machen:
Bevor sie ihr Karottenstück bekommt, lässt sie sich nicht
streicheln. Liebesentzug ihrerseits sozusagen: Karotte gegen
Streicheleinheit. Normalerweise sollte es ja umgekehrt sein,
aber nicht bei Yasu. Da ist sie eigen.
Insgeheim müssen wir ja lachen, aber es ist uns schon klar:
sie hat uns ihren Willen aufgedrückt.
Sie ist wirklich eine Persönlichkeit. Sobald sie ihre Karotte
bekommt, hört sie auf, uns mit ihrem Gesang zu belästigen
und wir dürfen sie streicheln. Wir wurden wieder einmal von
ihr erzogen. Wir wissen das zwar, akzeptieren das bis zu
einem gewissen Grad auch, denn sie gehört ja zur Familie.
Und in einer Familie darf jeder – auch der Hund – ein paar
Marotten und seinen eigenen Chararkter haben, solange es
nicht zu extreme Ausmaße annimmt. Yasu ist schrullig und
dadurch so liebenswert, aber wir möchten sie auf keinen Fall
mehr missen.
Mein Hundeleben
Ich stehe jetzt noch nicht auf,
Herrchen braucht ja immer –
heut scheint in mein Zimmer
aber die Sonne schon so hell.
Draußen bellt der blöde Fide,
der im Hochhaus wohnt,
doch wegen dem Fide lohnt
es sich niemals aufzustehen.
Oops! Jetzt geht es aber los
Frauchen geht in die Küche…
Hmmm, diese Wohlgerüche
Aus dem Kühlschrank, aaaah!
Da bricht Hektik aus: Teller
scheppern, Tassen dazu –
Es geht los, aus mit der Ruh
Der Käse steht auf dem Tisch!
Ich strecke und schüttle mich,
35wasche mich – nur ein wenig,
denn beim Käse sind wir einig,
da bekomme ich das erste Stück.
Herrchen kommt: wedel, wedel
soviel Zeit muss einfach sein,
er biegt ins Badezimmer ein:
Ts. Da bleib ich noch liegen.
Leben kommt in die Küche
Wasserschüsserl wird gefüllt
ah und Fressnapf wird gespült.
Jetzt ist es Zeit aufzustehen.
Nun aber schnell, schnell, jaja
einmal hurtig noch strecken
gähnen und ordentlich recken
ab zur Futterschüssel, hmmmja.
Bin ich fertig mit dem Fressen,
kann ich mir immer Zeit lassen
es ist wirklich nicht zu fassen,
wie lange Herrchen rumtrödelt.
Ich tanze ständig um ihn rum,
ziehe nun Runden und Kreise,
denke bei mir einfach leise:
Tu weiter, ich hab es eilig.
Er aber schimpft mit mir, herrjeh
warum ich in der Schneise steh,
das tut mir in der Seele so weh
ich möchte bellen, gemma, geh!
Endlich traben wir nun einmal los,
ja, in den Park, schnell, schnell,
ich muss mal, genau auf der Stell
Aaaaah, das war schon knapp.
Wir gehen raus aus meinem Park
über die Straße und zur Trafik,
zur Lieblingstrafikantin, die is chic
36und ich krieg immer leckere Gutsis.
Herrchen kauft noch seine Zeitung
das ist mir schon schnurzegal
ich schnüffle derweil am Regal.
Dann gehen wir wieder nachhause.
Mein Frauchen wartet mit Leckerli-
wenn nicht, dann belle ich eben
Krieg ich was, ist wieder Frieden
Ich schnarche schnell ein, grrunz!
…….. aus dem Buch von Eva
(erzählt von Yasu)
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes in Mariapfarr im Lungau
haben sich meine Besitzer etwas Besonderes einfallen lassen.
Eine Zugfahrt mit der Taurachbahn. Das sind alte Waggons mit
Holzsitzen, die von einer alten Dampflok gezogen werden, Ein
Haufen Menschen arbeiten dort ohne Bezahlung, weil sie so
begeistert von dieser Bahn sind.
Also mich hat ja vorher keiner gefragt, weil meine Euphorie
hielt sich ziemlich in Grenzen. Ich bin ja schon mit allen
möglichen Gefährten mitgefahren und es war alles bequemer
als das. Ich stellte mich auf „armer Hund“ und so hob mich
Herrchen wenigstens auf seinen Schoß, damit ich
hinausschauen konnte. Soo war es gleich interessanter. Die
Dampflok machte einen Lärm und rauchte und dann gab es
ein Hupsignal und die Ruckelei fing an. Also, wenn Ihr mich
fragt, verstehe ich nicht, dass man das freiwillig mitmacht,
aber meine Besitzer waren sehr begeistert. Sie schwärmten,
dass alles so sei, wie in ihrer Kindheit. Jo, mei – wann war
deren Kindheit. Da war ich ja lange noch nicht auf dieser Welt!
Wir ruckelten also von Mauterndorf nach St. Andrä im Lungau
mit 25 km/h.
Der Schaffner kam und kontrollierte die
Pappendeckelfahrkarten. Mein Gott, so was habe ich ja vorher
noch nie gesehen. Vielleicht kann man die ja essen, aber ich
bekam sie nicht. Die hat mein Frauchen verwahrt.
32Plötzlich stieß diese Lok einen unglaublich lauten Pfiff und
dann noch einen – aus. Wir blieben stehen. Endlich! Konnte ich
jetzt aussteigen? Aber nein. Da stieg nur so ein Uniformierter
aus und – na – ihr glaubt es nicht – sie waren zu dritt und
haben einen Schranken heruntergekurbelt. Händisch. Als der
dann zu war, mussten also alle Autos dort warten, bis dieser
Zug durchgefahren war und dann stiegen die 3 wieder aus und
kurbelten den Schranken wieder hoch. Ich habe mir gedacht,
wer weiß, wo ich da gelandet bin. Sicher nicht in der
modernen Zeit. Gelangweilt schaute ich zum Fenster hinaus
und plötzlich pfeift der Zug wieder ohrenbetäubend und es
ging weiter. Uff. Hoffentlich sind wir bald da. Nach langer Zeit
hieß es, wir müssen alle aussteigen. Endstation. Die Lok wird
umgehängt. Eine Stunde Zeit in einem Gasthaus, um
Erfrischungen zu sich zu nehmen. Hoffentlich haben die was
Gscheits.
Endlich durfte ich wieder raus und gehen. Am Boden, der nicht
ruckelte. Hurra.
Beim Gasthaus angekommen, gab es wenigstens Wasser und
ein paar Schnittenkrümel für mich. Ich dachte nicht, dass wir
noch einmal in dieses Gefährt einsteigen würden und spazierte
fröhlich durch die Gegend. Hier gab es auch viel zu
schnuppern und wir kamen gar nicht weit, als es hieß: Bitte
wieder alle einsteigen. Oh neiiiin!
Na, ich musste mit, aber jetzt kannte ich ja das alles schon.
Ich dachte mir: ok, ich leg mich auf den Boden und verschlafe
einfach die Heimfahrt. Das ist ok. Und so machte ich es dann
auch. Ich legte mich hin, als der Schaffner vorbeikam und
quasselte und quasselte mit Herrchen und Frauchen. Ganz
begeistert klang der. Er erzählte, dass er jede Woche extra aus
Wien komme, um mitzuarbeiten. Na, bitte! Ich musste den mal
beschnuppern. So ein komischer Mensch. Der kommt extra
von weit her, um hier mit dieser Ruckelbahn zu fahren.
Menschen sind komisch, dachte ich noch, dann schlief ich ein
und wurde erst wieder munter als der Zug wieder in
Mauterndorf einfuhr und laut tuuuut machte. Ach, war ich
froh, da raus zu kommen, aber was macht man nicht alles als
Hund, um überall dabei zu sein.
(erzählt von Yasu)
Es war ein sonniger Tag im Burgenland. Wir schrieben den 4.
Jänner 2023. Für diese Jahreszeit war es viel zu warm. In der
Sonne hatte es um die 12 bis 13 Grad. Ich ging mit meinem
Frauchen Gassi. Es roch schon so nach Frühling und es gab
auch schon eifrige Käfer, die herumkrabbelten. Eine Idylle
kann ich Euch sagen.
Plötzlich stieß mein Frauchen einen Schrei aus!!
Das gibt’s ja nicht, Yasu. Wow!
Ich dachte: „Puh, was ist bloß mit ihr los?“
„Yasu, eine gelbe Blume! Eine Blume auf der Wiese, am 4.
Jänner! Das gibt’s ja nicht!“
Mir war das ehrlich gesagt nicht sooo wichtig. Ja, mei! Eine
Blume! Ich hatte andere Dinge im Kopf. Das Gras schmeckte
hier so gut! Viel besser als in Linz.
Wir waren auf der Wiese hinter unserem Ferienhaus. Dort
befand sich auch die Terrasse, doch die Terrassentür war zu.
Genau gesagt, waren es zwei Türen. Eine Holztüre und
dahinter eine Glastüre.
Frauchen war so entzückt wegen dieser Blume, dass sie an der
Holztüre klopfte. Ich hatte keine Ahnung wieso, bis plötzlich
Herrchen vor uns stand.
Das war ein komisches Haus. Von der Wiese kam man direkt
in den ersten Stock des Hauses.
Herrchen lachte, als er uns sah. Mein Frauchen erklärte –
immer noch ganz freudig – dass sie eine Blume gefunden
hatte, aber nicht wusste, welche es sei. Herrchen könnte sie ja
mit seiner Botanik-App bestimmen.
Najooo meinte der. Frauchen hielt ihm die Blume mit flacher
Hand hin.29
Und ich dachte: Ha!, das ist jetzt ein besonderes
burgenländisches Geschenk und ein Leckerbissen. Und zack,
war die Blume in meinem Maul.
Na, sie schmeckte nicht besonders; wenn ich denke, was für
einen Freudenausbruch sie vorher verursacht hatte. Frauchen
war empört.
„Yasuuu, jetzt werden wir nie erfahren, welche Blume das war.
Pfui, schäm dich!“
Na soo ein Theater, das gibt’s
Heute ist wieder Adventsonntag. Draußen ist es trüb und selbst
unser Hund überlegt, ob er denn wirklich hinaus muss. Er
schläft einmal auf der Bank im Wohnzimmer und steht nur auf,
um zu einem weiteren Schlafplatz in der Wohnung zu
schleichen. Mit seiner Schnauze schiebt er die Decken in
seinem Korb hin und her und schaut mich mit müden Augen
an. Erst als ich mich in die Küche begebe, erhebt er sich
wieder, um nachzuschauen, ob beim Kochen etwas für ihn
abfällt. Tut es aber nicht.
Enttäuscht zieht er wieder ab, dreht sich noch einmal mit
fragendem Blick um, um sich dann – mit seinem Schicksal
hadernd- in sein Körbchen zurückzuziehen. Er grummelt vor
sich hin und reagiert seine Enttäuschung an der Decke ab, die
in seinem Bettchen liegt.
„Wie können Menschen nur so gemein sein und mir nichts von
dem guten Essen abgeben?“ scheint er zu denken. Er kann ja
so arm schauen, dass es einem schwer fällt, ihm nichts zu
geben, aber der Tierarzt hatte es uns empfohlen, weil es ihm
gut täte, wenn er keine gewürzten Speisen bekäme. So halten
wir uns daran, denn wir wollen, dass er gesund und agil bleibt.
Er ist ohnehin sehr gut genährt.
Eine halbe Stunde später fordert er von Herrchen seine
Spieleinheit ein. Erst setzt er sich neben ihn und stupst ihn mit
seiner Schnauze ganz leicht an. Ich muss schmunzeln, weil er
macht das jedes Mal gleich. Reagiert sein Herrchen nicht
drauf, bohrt er seine Schnauze in dessen Oberschenkel und
grunzt laut dabei. Er wird unausstehlich, wie ein Kind, das
lästig ist, weil es nicht alleine spielen will. Herrchen sagt:
“Nein, jetzt nicht! Warte ein bisschen. Ich möchte den Artikel
noch fertig lesen.“ Die Schnauze bohrt sich tiefer hinein, das
Gegrunze wird lauter, fordernder. Jetzt gibt es zwei
Möglichkeiten: Entweder spielt man mit ihm, oder schiebt ihn
vom Sofa. Herrchen entscheidet sich für die zweite
Möglichkeit, aber mit der Ruhe ist es vorbei. Entscheidet er
sich, sitzen zu bleiben, ist solange keine Ruhe, bis der Hund
aus dem Raum gegeben wird. Dazu muss Mann aber auch
aufstehen und das wollte Mann ja gerade nicht.
Wer wird sich durchsetzen? Das ist nun die Frage. Ich glaube,
es schon zu wissen, denn in neun von zehn Fällen siegt….- der
Hund! Ja, ja – wäre ich bei der Erziehung unseres Sohnes
auch so „konsequent“ gewesen, dann….aber lassen wir das.
Auch ein Hund hat bei uns natürlich Rechte und das hat er
schon mitgekriegt. Er weiß meist ganz genau, wie weit er
gehen kann. Es ist ja unglaublich, wie man von Tieren
beobachtet wird. Er weiß genau, wann man was vorhat. Er
beobachtet uns ja ständig. Er nimmt sich die Zeit und schaut
uns zu, was wir wann und wobei machen. Und er spürt auch,
wenn wir jemanden erwarten. Haben sich unsere Kinder
angesagt, ist er angespannt. Sie können nicht so oft kommen,
weil sie weiter weg wohnen, aber wenn wir sie erwarten, dann
ist natürlich alles anders als sonst. Ich muss vorher mehr
einkaufen, besorge natürlich die Lieblingssachen der Kinder,
muss mehr verstauen. Die Wohnung wird geputzt. Hund steht
dann ständig im Weg herum, weil er immer glaubt, er
versäumt etwas. Er mag eigentlich keinen Lärm, aber da ist er
überall dort, wo ich auch bin. Ich könnte ihn mit dem
Staubsauger einsaugen, denn er weicht nicht von meiner
Seite. Es ist einerseits nervig, aber auch wieder lieb, denn man
merkt ihm die Vorfreude an. Da hat er so seine Antennen.
Dann! Es läutet an der Türe, der Hund ist nicht mehr zu
bremsen. Er würde aus purer Freude unser Enkelkind
gnadenlos überrennen, wenn wir nicht aufpassten. Gleichzeitig
möchte er alle begrüßen. Der ganze Hundekörper bebt vor
Freude. Es dauert ein paar Minuten, bis er sich wieder
beruhigt. Die Begrüßung fällt jedes Mal so stürmisch aus, als
kämen alle von einer jahrelangen Reise zurück.
Endlich ist die Familie wieder einmal komplett! Unser Hund
Yasu ist genau so glücklich wie wir und sie zeigt dies auch. Der
Advent beginnt wunderschön! Unsere Enkelin ist eine
leidenschaftliche Kerzenanzünderin. Sie zündet alle Kerzen –
die im Wohnzimmer herumstehen – an und die ganze
Wohnung riecht nach Wachs. Ich mag das. Es gehört für mich
zum Advent wie Vanillekipferln und das Lied „Zünde ein
Lichtlein an“, das ich als Kind im Flötenunterricht gelernt habe.
advent ist wie ein warmes, heimeliges licht, das – einem
wegweiser gleich – die Richtung zeigt.
E. Woblistin
Der unschuldige Hund (Frauchen erzählt)
Die schönen Sommertage befanden sich im Endspurt und die
Heimreise war unvermeidlich. Mit Wehmut packten wir unsere
Sachen, denn der Urlaub war zu Ende. Gerade hatten wir noch
das Gefühl, am Strand gewesen zu sein und nun saßen wir
gedanklich schon wieder im Auto und programmierten das
Navi auf „Heimatadresse Linz“. Ach ja, alles hat ein Ende!
Enkeltochter Milena und Hund Yasu, damals beide 6 Jahre alt –
liefen aufgeregt durch die Ferienwohnuang, weil es nun wieder
nachhause ging. Milena bekam den Auftrag, ihre Sachen alle
auf einen Stapel zu legen, damit wir diese dann in ihrem Koffer
verstauen konnten, denn am nächsten Tag ging Milenas Reise
noch weiter nach Wien zu ihren Eltern.
Die Wohnung war angefüllt mit Kleidung von uns allen,
Badesachen bis hin zum Plastiknilpferd, das als Schwimmhilfe
gedient hatte, Hundeutensilien und, und…man kennt das ja,
wenn man mit Kind und Hund auf Urlaub fährt. Systematisch
verstauten wir die Dinge – getrennt in verschiedenen
Reisetaschen – damit wir dann zuhause gleich wieder alles so
hernehmen konnten, wie wir es brauchten. Wir mussten auch
noch die Badesachen von der Wäscheleine auf der Terrasse
abnehmen. Das hätten wir beinahe vergessen…
Vor der Hitze sollte alles im Auto verstaut sein, um dann in
Ruhe unser letztes Urlaubs-Frühstück genießen zu können. Für
unsere Verhältnisse waren wir schnell fertig, alles war in den
Reisetaschen verstaut, welche sich im Vorzimmer schon
stapelten. Das Nilpferd wurde oben aufgelegt. So! Fertig! Zum
Frühstück bitte!
Wo ist der Hund? Der war in der Wohnung nicht auffindbar.
Herrjeh! Der musste entwischt sein, als wir die Badesachen
von draußen hereinholten, denn jetzt war die Terrassentür
verschlossen. Milena rannte – Yasuuuu rufend – herum.
Plötzlich saß der Hund vor der verschlossenen Terrassentür
und schaute mit Unschuldsmiene herein. Als wir die Tür
öffneten, wedelte er herbei, als wäre nichts gewesen und
wartete auf ein Leckerli, als hätte er etwas geleistet. Natürlich
bekam er eines dafür, dass er wieder da war. Ich dachte noch:
“Na, super! Sehr pädagogisch wertvoll – unsere Erziehung!“
Als wir dann mit Kind und Hund bei der Haustüre
hinausgingen, trafen wir den Urlaubs-Nachbarn, der meinte:22
„Aha, da gehörst du also hin! Ihr Hund stand nämlich morgens
– als wir gerade aufstehen wollten – plötzlich neben unserem
Bett und hat uns mitleiderregend angesehen!“
„Entschuldigen Sie vielmals. Wir hoffen, er hat Sie nicht
erschreckt!“, sagten wir.
„Naja“, meinte er. Wir haben schon dumm geguckt, als der
Hund da plötzlich neben unsrem Bett stand. Er hat jedoch so
arm ausgesehen, dass wir lachen mussten.“
„ Ja, ja. Das kann unsere Yasu sehr gut. Dreinschauen, als
wäre sie der ärmste Hund der Welt. Sie ist ja schließlich von
uns ausgesperrt geworden. Da glaubte sie sicher, sie kann bei
Ihnen reinsehen, ob nicht vielleicht Sie etwas Gutes für sie
hätten. Tut uns wirklich sehr Leid! Sie ist so neugierig!“ Der
Nachbar hatte Verständnis – Gott sei Dank!
(Eine Erzählung in Gedichtform)
Wird ihre Futterschüssel gefüllt, trabt Yasu morgens an
setzt sich vor unsere Küchentür und kommt erst heran,
wenn es im Futternapf hmm richtig verführerisch duftet,
stürmt sie herbei, ja wie sie nun beim Rennen schuftet,
um an den Futtertrog so schnellst möglich zu kommen…
aber in Windeseile ist ihr Fressen erledigt; beklommen
schaut sie, denn sie giert ständig nach noch meeehr….
aber es kommt heute von nirgendwo noch was daher.
So trollt sie sich und geht mit Herrchen im Park rum,
manchmal fröhlich, bei Regen aber lustlos, ja stumm.
Sie trottet neben Herrchen dahin, ja versucht schnell
zu verrichten all ihre Geschäfte beinahe auf der Stell;
danach tänzelt sie von selber wieder der Haustüre zu,
legt sich daheim zu Herrchen aufs Sofa in seliger Ruh.
Sie seufzt und legt ihre Schnauze auf Herrchens Bein:
nach dem Motto: “Ach, der ist auch nicht gern allein!“