Von: „TIERKLINIK SCHWANENSTADT – Dr. Dietmar Schnötzinger“
Allgemeines
Vergiftungen treten wesentlich seltener auf, als sie vom Tierbesitzer vermutet werden. Viele Vergiftungen erweisen sich als Magendarmentzündungen (Erbrechen, Durchfall) oder als internistische Probleme. Verdächtig für Vergiftungen sind alle Nervensymptome (Koordinierungsstörungen, Krämpfe, Zuckungen).
Fragen sie bei jedem Vergiftungsverdacht ihr unmittelbares Umfeld, ob Gift ausgelegt wurde.
Die meisten Vergiftungen passieren ungewollt im eigenen Haushalt, seltener in der Nachbarschaft. Nehmen sie bei jedem Verdacht der Giftaufnahme die Verpackungen des Giftes mit, damit ihr Tierarzt die Wirkstoffe feststellen kann. Alle handelsüblichen Gifte haben eine Schutzfarbe (rot, blau, violett, grün…).
HÄUFIGE VERGIFTUNGEN:
Schneckengift: LEBENSGEFAHR
Viele Hunde stehlen die Packung und fressen den Inhalt. Andere nehmen das Gift im Garten auf.
Symptome: starke Schüttel- oder Streckkrämpfe, beginnen oft mit Zittern, verstärken sich bis zur Gehunfähigkeit, epilepsieähnliche Anfälle, kann auch mit Erbrechen und schleimigem Durchfall einhergehen. Atemnot, Röcheln.
http://youtu.be/tmcrDtxtRmc (Video: Hund mit Carbamat Schneckengift Vergiftung)
Behandlung: Entgiftungsbehandlung durch Erbrechen nach Injektion eines Brechmittels, Magen Auspumpen, Darmspülungen, Dauertropfinfusion, Kreislaufstabilisierung.
Rattengift: LEBENSGEFAHR
Rattengift beinhaltet Lockstoffe und wird von Hunden gerne gefressen. Katzen nehmen Rattengift sehr selten auf. Die Aufnahme von vergifteten Mäusen oder Ratten hat normalerweise keine Auswirkung, weil die Dosis zu gering ist. Vielfach hat der Hundebesitzer das Gift vor der Aufnahme durch den eigenen Hund, unzureichend geschützt, selbst ausgelegt. Moderne Rattengifte wirken über die Störung der Blutgerinnung: Das heißt, drei bis sechs Tage nach der Giftaufnahme beginnt das Tier innerlich an den unterschiedlichsten Stellen zu bluten. Bei Nichtbehandlung verbluten die Tiere innerhalb weiterer ein bis zwei Tage.
Symptome: ausgeprägte Müdigkeit und Schwäche, blutiger Durchfall, schwarzer Kot, blutig oder kaffeesatzartiges Erbrechen, blaue Flecken, Blut im Urin, blasse Schleimhäute.
Behandlung: frisch abgeschlucktes Gift kann mittels medikamentös indizierten Erbrechen wieder an den Tag befördert werden. Ist dies zu spät, kann man durch die sofortige, längere Gabe eines Gegengiftes das Auftreten der Blutungen verhindern.
Carbamatvergiftung: AKUTE LEBENSGEFAHR
Der Wirkstoff Carbamat wurde in früheren Zeiten mehrfach von Jägern zur Vergiftung von Füchsen oder Raubvögeln verwendet. Das Gift wird auch von den Hunden aufgenommen.
Symptome: Bereits nach der Aufnahme von kleinen Mengen kommt es innerhalb von zwanzig Minuten zu starken Zitterkrämpfen, Muskelzuckungen, Erbrechen und Absatz von schleimigen, dünnbreiigen Kotes. AKUTE LEBENSGEFAHR durch Ersticken.
Behandlung: Entgiftungsbehandlung mit gezielten Erbrechen, Magen- und Darmspülungen, Dauertropfinfusion, Kreislaufstabilisierung, künstliche Beatmung.