Gewalt in der Erziehung?

   Liebe Grete,

gestern bin ich mit Franzl durch den schönen Winterwald spaziert. Es kam uns
ein Ehepaar mit einem kastrierten Boxerrüden entgegen. Der Mann trug einen
langen Spazierstock bei sich. Ich dachte jedenfalls, dass es ein solcher
ist.  Nachdem wir uns verständigt hatte, durften beide Hunde weiterhin ohne
Leine laufen. Der Franzl blieb in meiner Schrittgeschwindigkeit fein neben
mir. Ich war begeistert. Das hatten wir noch nicht geübt. Auf gleicher Höhe
mit den anderen Spaziergängern, durften beide Hunde spielen. Nach einiger
Zeit dominierte der Boxer meinen Hund. Ich sah noch keinen Grund,
einzugreifen, da jeder Hund einmal oben oder unten war. Nun umklammerte der
Boxer ständig Franzl. Und plötzlich, ohne Vorwarnung, bekam der Boxer einen
Schlag mit dem „Wanderstock“. Ich war so geschockt. Ich rief sofort: „Nicht
schlagen!“ Franzl sprang daraufhin auf den Mann zu und verbellte ihn, indem
er auch im Halbkreis um ihn lief. Die Situation beruhigte sich wieder und
wir unterhielten uns kurz über Erziehungsmethoden. Er meinte, Hunde, die
keine Stockschläge bekommen, sind die, die nicht hören. Seiner Frau war das
unangenehm und sie wollte ihren Mann beschwichtigen. Wir ließen die Hunde
noch eine Weile spielen und trennten uns dann. Das hat mich sehr bewegt.

Als Franzl noch klein war, meinte eine Freundin (selbst Hundehalterin), ich
solle meinem Hund doch auf die Pfoten treten, wenn er am Gartentürchen oder
an mir hochspringt. Solche Methoden sind mir fremd. Ich lehne das ab.

Ich bin immer wieder überrascht, wie roh manche Menschen mit ihren Hunden,
sollten es doch die besten Freunde sein, umgehen. Freunde schlägt und tritt
man nicht.

Nachdenkliche Grüße aus C.
von Ines.

Winter mit Hund

Liebe Blog Gemeinde, was sagt ihr zu diesen Erziehungsmethoden? 

4 Gedanken zu „Gewalt in der Erziehung?“

  1. Ein weiteres, sehr berühmtes Zitat, das ihm zugeordnet wird, lautet:

    Leider gibt es diese Einwirkungen in gleicher Weise auf Tier, wie Mensch.
    Die Bestie Mensch, die zu solcherart Gewalttaten fähig ist, hatte oftmals auch in dessen Leben ähnliches oder vlt. Schlimmeres erfahren müssen. Es wird wohl mehrere gewaltfreie Generationen in Serie benötigen um die einstige „Fehlentwicklung“ wieder heraus zu bringen. Es liegt also noch viel Vorbildhaftigkeit vor jedem/jeder Einzelnen von uns. Egal ob vorbelastet oder nicht.
    Folgendes Zitat von einem sehr charakterstarkem Zeitgenossen des Mittelalters gibt Orientierung, aber keine Zusicherung! Eventuell ist diese Erkenntnis in Abhängigkeit von der Art der Lieder zu sehen?

    „Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
    böse Menschen haben keine Lieder.“

    Hierbei handelt es sich mit einiger Sicherheit um eine im Volksmund entstandene Abwandlung einer Strophe seines Gedichtes Die Gesänge von 1804:

    „Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
    Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
    Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
    Bösewichter haben keine Lieder.“

  2. Leider gibt es diese unschönen Einwirkungen in gleicher Weise auf Tier, wie Mensch.
    Die Bestie Mensch, die zu solcherart physischer oder psychischer Gewalttaten fähig ist, hatte oftmals auch in dessen Vorleben ähnliches oder vlt. Schlimmeres erfahren müssen. Es wird wohl mehrere gewaltfreie Generationen in der Familienlinie benötigen um die einstige „Fehlentwicklung“ wieder heraus zu bringen.
    Es liegt also noch viel Vorbildhaftigkeit von jedem/jeder Einzelnen vor uns.
    Egal ob vorbelastet oder nicht.

    Folgendes Zitat von einem sehr charakterstarken Zeitgenossen der Neuzeit gibt Orientierung, aber leider auch heute keine Zusicherung (mehr?).
    Eventuell ist aber diese Erkenntnis in direkter Abhängigkeit von der Art der Lieder zu sehen?

    „Wo man singt, da laß‘ dich ruhig nieder,
    böse Menschen haben keine Lieder.“

    aus Wikipedia/ http://de.m.wikipedia.org/wiki/Johann_Gottfried_Seume :
    Hierbei handelt es sich mit einiger Sicherheit um eine im Volksmund entstandene Abwandlung einer Strophe seines Gedichtes Die Gesänge von 1804:

    „Wo man singet, lass dich ruhig nieder,
    Ohne Furcht, was man im Lande glaubt;
    Wo man singet, wird kein Mensch beraubt;
    Bösewichter haben keine Lieder.“

    Und wer diese bewegte und allzuoft „unfreiwillig“ gestaltete Lebens – Geschichte ließt, versteht zwar weder Sinn noch Widersinn von Pein & Argwohn nicht. Aber vlt. die schwierige „Menschwerdung“

  3. Hallo Ines,
    den vermeintlich unartigen Hund mit dem Stock zu schlagen geht doch gar nicht.
    Bei uns ist es so: wenn es Mira zu toll oder einfach unangenehm wird flüchtet sie entweder zu uns, oder wenn sie ja mal ein Hund in die „Mangel“ nimmt, greifen wir ein und beenden das Spiel, ist ja dann keins mehr.
    Das haben wir schon in der Welpenschule so gelernt. Auch da wurden die kleinen, schüchternen aus dem Pulk hervorgeholt.
    Ich habe da einige Videos davon. Damals ist Mira schon allen Ärger aus dem Weg gegangen.
    Auch auf die Pfoten treten…. Es nützt nichts, Hunde sollten eben erzogen werden (aber nicht mit Stock und Gewalt) und das heißt: üben, üben….meistens ja an uns Menschen.

    1. Hallo Helga, ich bin Deiner Meinung. Schlimm ist nur, daß viele Menschen an ihren total unnützen und gewalttätigen ¨ Erziehungsmethoden¨ festhalten. Das macht mich sehr traurig.
      Viele Grüße von Ines.

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