Savino in China

Liebe Grete, lieber Hans,

nun sind schon vier Monate seit unserer Ankunft in China vergangen, sodass wir euch
wieder einmal Nachricht von unserem Leben hier in der Ferne geben wollen.

Den sehr heißen Sommer hätten wir glücklicherweise überstanden; für Mensch
und Tier eine echte Durchhalteprobe hier. Besonders Savino mochte
bei fast 40 Grad Hitze das angenehm klimatisierte Haus nur für kurze Zeit
verlassen; klimatisch gesehen, ist ein Sennenhund hier eigentlich fehlt am Platz,
er würde sich in den Bergen des chinesischen Nordens bestimmt wohler fühlen.
Dort wäre es allerdings für uns Westeuropäer sehr beschwerlich und zu fremdartig
zum Leben…

Während Wolfgang und ich uns hier gut eingefunden haben, beschäftigt sind und
auch nette Kontakte geknüpft haben, mussten die Hunde allerdings ein großes Stück
ihrer gewohnten deutschen Freiheit und des aktiven Lebens einbüßen.
Freies großräumiges und fast grenzenloses Laufen durch Wald und Feld
ist hier leider nicht möglich; wir suchen immer
noch nach freien, gut zugänglichen Flächen für den Hundespaziergang!
Shanghai ist halt sehr urban, d. h. Flächen sind oder werden zum größen Teil mit viel zu
hohen Häusern bebaut oder sie liegen noch brach, sind aber meist schon umgeben von einer
hohen Mauer, sodass nur ja niemand einen Fuß/eine Pfote daraufstellen kann.
Die Chinesen sind große Mauerbauer (wie man ja weiß!); jeglicher Grund und Boden
wird ummauert!
Wenn man denn doch mal eine halbwegs frei Fläche findet, dann ist es gefährlich
sie zu betreten; der Boden ist entweder quatschnass, von Müll und Schutt
durchzogen oder verwüstet, meistens jedoch alles zusammen.
Umwelt-  und Naturpflege ist in diesem Land des unbedingten Wirtschafts-
und Industriewachstums nicht vorgesehen!
Das drückt schon sich im Verhalten jedes Einzelnen aus: Abfälle, Müll landet überall;
Flüsse, Kanäle (von denen die flache Landschaft hier dicht durchzogen ist) sind Kloaken.
Dennoch gibt es immer wieder einige Chinesen, die an den Ufern angeln,
nichtsahnend, was sie sich mit den Fischen an Umweltgiften und Schwermetallen
einverleiben…..!

Die Parks, die es hie und da gibt, sind dann im krassen Widerspruch zu den
anderen Flächen, nach Art chinesischer Gartenkunst, mit akkurat getrimmten
Sträuchern und peinlich gepflegten Rasenflächen angelegt.
Hunde haben dort  keinen Zutritt!

So bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Hunderunden auf immer den gleichen
Straßen in unserem Compound zu drehen. Immer an der Leine, ohne das geliebte
Herumtollen, wie mit den Freunden zu Hause.
Als kleiner Ausgleich wird dann die Spielzeit im heimischen Garten verlängert und
mit so allerlei Fantasie aufbereitet; Agilityparcours über Gartenbank, Teich, Freisitz, selbstgebaute Hürden. Der Renner ist immer wieder das Verstecken-und Suchen-Spiel.

Diese Woche beginnen wir eine wöchentlich stattfindende Spielgruppe mit anderen Hunden,
was Savino und auch unserer kleinen Lissy sicher gut tun wird.
Die Gruppe trifft sich im Garten einer deutschen Hundetrainerin; … ein bisschen
Gehorsams- und Geschicklichkeitstrainning, aber vor allem ‚Socializing und Relaxing‘.

Wir hatten die beiden Hunde auch schon zwei mal während kurzer Urlaube
in einem ‚Pet-Hotel‘. Die beiden waren zusammen in einem Raum mit großem
Zwinger untergebracht. Zweimal am Tag durften sie zum Spielen mit anderen
Hunden auf eine große Wiese. Die Einrichtung pflegt eine akzeptable Philosophie
(hat man in China nicht überall im Umgang mit Tieren!), man geht gelassen und
behutsam mit den ca. 50 Gästen aus vielen Länden (bei voller Belegung) um,
Versorgung und Sauberkeit sind gut. Auf Wunsch bekommen die Hunde eine abendliche
‚Kuschelstunde‘ mit Pfleger/in im Bett mit gemeinsamem Fernsehgucken;
das ist kein Witz!
In jedem Hundezimmer hängt ein Fernseher an der Decke!!! Das Programm
kennen allerdings nur unsere Hunde, vielleicht!
Jedenfalls haben sie die zwei Aufenthalte dort gut überstanden;
auch wenn Frauchen sie lieber mit in den Urlaub genommen hätte….

Den nächsten Sommer planen wir etwas anders zu gestellten bzw. unsere Lebensweise
zwischen Deutschland und China grundsätzlich zu verändern.
Ich (Ortrud) und die Hunde werden vor Ausbruch der Sommerhitze nach Deutschland zurück
fliegen; sie sollen dann wieder zu Hause bleiben. Wir denken, dort haben sie es
einfach besser. Ich werde dann eher besuchsweise in China sein,
nicht mehr dauerhaft. Die Hunde können wieder ihr gewohntes Leben zu Hause haben,
mit wechselnder Betreuung dort, falls Frauchen bei Wolfgang in China ist.
Unser beiden Söhne sind ja auch noch zu Hause, und die Nachbarn übernehmen
gerne mal einige Hundespaziergänge. Das läßt sich dort besser regeln, als die
Betreuung in China. Das Pet-Hotel hier bei Shanghai ist immerhin 80 Kilometer vom Haus entfernt und fremden Leuten wollen wir während unserer Abwesenheit besser nicht
die Verantwortung für die Hunde… überlassen. In puncto Zuverlässigkeit und Auftragserfüllung kann man fremden Menschen hier nämlich nicht über den Weg trauen.
Das gibt’s die dollsten Geschichten…!!!

Obwohl ich euch nun ein eher kritisches Bild dieses sicher auch sehr interessanten und
schönen Landes, mit seinen sehr ursprünglichen Landschaften und Orten geschildert habe,
gibt es fast jeden Tag viel Neues, Wundersames aber auch Erstaunliches zu erleben.
Erst recht, wenn man auf Reisen geht, so wie vor zwei Wochen, als Wolfgang und ich
in Yunnan waren… Wir waren dort mit einer Gruppe des Deutschen Clubs von Shanghai
zum Wandern in einer eindrucksvollen Gebirgslandschaft sowie in der tibetischen Hochebene
bei Shangri La.

Für heute senden wir euch ganz herzliche Grüße und wünschen euch allen,
auch den Hunden, alles Gute sowie noch einen schönen, milden und bunten
Herbst.
Euere Ortrud und Wolfgang

Entlebucher in China image

2 Gedanken zu „Savino in China“

  1. Spannender Beitrag!
    Sehr interessant was ihr erlebt.
    Wünsch euch weiterhin alles Gute 🙂
    Lg. Sabine

  2. Oh das kommt mir so bekannt vor …bisschen viel wie in Jakarta
    Ich wünsche der Familie und den Hunden
    trotz all dem eine schöne Zeit
    Liebe Grüße
    Annette & Rocky

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