Gastbeitrag

 

Liebe Margarete !

 

Ich persönlich habe die Erfahrung mit Pensionshunde gemacht, die ich

ja über Jahre aufgenommen habe, daß einige von ihnen die ersten drei

Tage recht geknickt waren, oder besser gesagt „durch den Wind“. Nach

ca. d rei Tagen, in denen sich eine Art Rudelformation unter den

Hunden, hingegen keine Rangordnung bildet, merken die Hunde, daß sie

einfach „nur“ Hunde sein dürfen. Dann leben sie auf ! Es ist ihnen

dann völlig wurst, ob sie des morgens, wie vom Halter gewünscht (da

ihr Hund angeblich keine Ruhe gibt ohne sein Brot), ihr Brot bekommen

oder nicht. Sie haben viel, viel wichtiger Dinge zu tun innerhalb

ihrer Hundegesellschaft, wie Mäuse graben, an den Zäunen im Pulk

entlangdonnern, auf erhöhtem Posten zu sehen, was

auf dem Hof geschieht. Während der Pensionszeit haben die Hunde ein

vielfach sehr viel interessanteres Leben als bei ihren Haltern, bei

denen sie oftmals viel zu lange im Hause, in geschlossenen Räumen

verweilen müßen – es ist einfach ein „Hundeleben“.

 

Das ganze „bla,bla“ der Hundehalter in Bezug auf die Vorschriften, wie

ihr „Hundi“ zu halten

ist, ist innerhalb des Pensions-Abgabe-Rudel, völlig belanglos – die

Hunde machen, was sie wollen, können bei jedem Wind und Wetter heraus,

bekommen nicht ein „Pfui“ entgegengeschleudert, wenn sie sich bei

„Sauwetter“ wälzen wollen, oder im Schnee eine Runde schlafen wollen.

Wie Du sagst, die Hunde können frei entscheiden und ich glaube

bestimmt, daß ein Hund recht sicher weiß und besser als der Mensch,

was gut für ihn ist, sofern er gesund sind. Ein Hund mit operiertem

Kreuzbandriß, weiß hingegen nicht, daß er nun drei Monate nicht

„brettern“ darf – da gibt es keine Vorsicht bei ihm – hingegen

Unvernunft.

 

In Bezug auf die Abholung der Hunde ist es völlig richtig, was Du

beobachtet hast. Ja, die Halter werden begrüßt, dennoch sehr kurz und

schnell wird wieder zum Rudel gerast.

Der Hund zeigt so sehr genau, daß er noch ein Hund ist und sein

Hunderudel für ihn eine

recht wichtige Bedeutung hat.

Auf der anderen Seite, haben seine menschlichen Genossen den Hund

durch die Pensionsabgabe

aus seinen Rudel „hinausgeworfen“ und ein Hund der aus einem Rudel

geworfen wird, oder sich aus diesem entfernt, hat einen großen

Zwiespalt in sich : “ Entfernen von der

Truppe, gibt bei Rückkehr ins Rudel Prügel“. So hat er sich sehr

vorsichtig zu verhalten bei

dem erneuten Zusammentreffen seiner Rudelgenossen, um den Prügeln zu entgehen.

Beleidigt sind die Hunde keinesfalls, dennoch die Halter, die

erwarten, daß der Hund sie die

ganze Pensionszeit über „furchtbar“ vermißt hat. Wieder kein

Hundeverstand, sondern Menschenwunsch, wie der Hund zu reagieren hat !

 

Wenn ich durch Deinen Blog lese, indem die Hundekäufer wirklich liebe

Zeilen an Dich schreiben und Dir beschreiben, wie glücklich sie mit

den Entlebuchern und oder Appenzeller/Großen Schweizern aus Eurer

Zucht sind ist das wirklich schön, nur habe ich bisher nicht einen

Bericht gefunden in dem der Hund nicht „vermenschlicht“ wurde und in

dem explizit auf seine Fähigkeiten als Hund eingegangen wurde. Das ist

die Krux bei der

Hundehaltung in unserer Gesellschaft !

 

Auch finde ich es schade, daß mit den Sennenhunden, die nun einmal

Treibhunde sind, doch

sehr wenig gearbeitet wird. Ich persönlich finde, daß man sich als

Hundehalter doch schon Gedanken machen sollte, wie man den

rassespezifischen Trieben seiner Hunde gerecht werden

kann. Wenn ich ein Kyno Gott wäre, würde ich vorschreiben, daß wenn

man sich z.B. einen

Bordercollie kauft, man einmal in der Woche zu einem Schäfer (die

Schäfer bieten es schon an!) zu gehen hätte, bei dem der Collie hüten

dürfte – so wäre er glücklich. Hätten wir mehr freilaufende

Bioschweine (ich kenne mich aber nicht bei den Hygiene Vorschriften

bei Schlachtvieh aus), könnte man für den Entlebucher

Schweinetreibkurse, anbieten. Ich weiß genau, daß mein Chester vor

Freude jubeln würde und mit Begeisterung die Schweine

zusammen halten würde und wäre es auch nur für eine halbe Stunde.

Ebenso arbeitet eine

Biobäuerin ( 109 Chordolais) hier gleich um die Ecke, die zweimal

täglich zufüttert – auch den Bullen, indem ihre drei großen Schweizer,

zweimal täglich die Rinder in den Stall hinein treiben und wieder

hinaus. Schon vor den Futterzeiten der Rinder, stehen die Hunde voll

Begeisterung parat und warten. Diese Hunde sind ausgelastet ! Leider

die Bäuerin aber auch,

sodaß sie keine Zeit hat andere Hunde an ihrem Vieh arbeiten zu lassen.

Aber das sind alles Möglichkeiten, die eine artgerechte Haltung der

Hunde zulassen. Dennoch glaube ich, daß nur ein Bruchteil der

Hundehalter von diesen Möglichkeiten, zum Wohle ihres Hundes, Gebrauch

machen würden. Auf diesem Wege der Auslastung der Triebe

der Hunde könnten man z.B., die ewig leidige Problematik der populär

gewordenen Collies und Sherperds, von den Haltern als aggressiv

eingestuft, das ewige Haxenzwacken, (kann der

Entlebucher auch super!) in den Griff bekommen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Fachexpertin Angela für diesen aufklärenden Beitrag.

Je besser die Hunde und ihre Grundbedürfnisse verstanden werden, umso glücklicher werden unsere Hunde leben.