Gegenseitige Rücksichtnahme

Jetzt im Herbst beginnen wieder vielerorts die Hundeschulen. Vorbildliches Verhalten soll möglichst überall Einzug halten.

Aus gegebenem Anlass……..

Wenn ein Brief so anfängt, folgt meist nichts Gutes. Etwas ist schief gelaufen und der Autor möchte es verbessern. In unserem Fall möchten wir gerne etwas ändern, müssen aber feststellen, dass uns „die Hände gebunden sind“. Mit unserem Brief können wir uns aber zumindest distanzieren:Wir möchten uns öffentlich davon distanzieren, keine Rücksicht zu nehmen.

 

Wiederholt stellen wir in Gesprächen fest, dass gegenseitige Rücksicht immer mehr zu einem Fremdwort wird. In unserem Brief möchten wir aber nicht die Gesellschaft im Grossen kritisieren, sondern uns auf die Welt der Hunde und ihren Menschen beschränken.Lassen Sie uns ein wenig detaillierter erklären, warum wir uns von einigen Hundehaltern und Hundeschulen so öffentlich distanzieren möchten.
Wir alle ärgern uns über Dinge, die für uns selbstverständlich sind. Sie scheinen aber für den gemeinen Hundehalter und einigen Hundeschulen nicht selbstverständlich zu sein.

Wenn wir mit unseren Gruppen im öffentlichen Bereich spazieren gehen, ist es für uns alle normal, dass wir unsere Hunde zu uns rufen, wenn ein Radfahrer, Jogger, Spaziergänger oder Nordic Walker passiert. Selbst wenn unsere Hunde in der Regel freundlich zu anderen Menschen sind, mag es doch nicht jeder, ungefragt begrüßt, freudig durchs Gesicht geschleckt oder nach Hundeart im Genitalbereich beschnüffelt zu werden.Die Freiheit des einzelnen hört auf, wo die Freiheit des anderen eingeschränkt wird.

Wir rufen unsere Vierbeiner zu uns und begeben uns auf eine Seite, um Menschen, die Angst vor Hunden haben, gefahrenlos passieren zu lassen. Für die meisten unserer Kunden ist es selbstverständlich, – auch im Alltag, wenn sie alleine mit ihren Hunde unterwegs sind – diese Rücksichtnahme zu zeigen.
Natürlich erwarten wir diese Rücksicht auch von anderen. So sollte es für einen Radfahrer normal sein, uns rechtzeitig per Klingelzeichen zu informieren, die Geschwindigkeit zu drosseln und uns so die nötige Zeit zu geben, unsere Hunde zu uns zu rufen. Eine angepasste Geschwindigkeit der Radfahrer beim Vorbeifahren sollte selbstverständlich sein.

Aber bleiben wir bei der Selbstkritik als Hundehalter.
Muss ein Hund auf bewirtschafteten Feldern und hohen Wiesen spielen, um glücklich zu sein? Ist er nur dann ausgelastet, wenn er quer durchs Unterholz des Waldes rennt? Wir kennen viele Hunde, die gelernt haben, auf den Wegen zu bleiben und dennoch einen ausgeglichenen und fröhlichen Eindruck machen ;)
Wer einen jagdmotivierten Hund hat, handelt mit der „wir bleiben auf den Wegen“-Regel nicht ganz uneigennützig, denn in den Feldern und im Wald hält sich das Wild auf. Ein jagender Hund ist schließlich nicht nur eine Gefahr für das Wild, sondern auch für jeden Autofahrer – und letztendlich für sich selbst.
Mit Pflanzengift bearbeitete Felder können übrigens bei Hunden auch Allergien hervorrufen.

Um so erschreckender ist es, wenn wir im Internet auf Videos anderer Hundeschulen stoßen, wo es selbstverständlich ist, dass Hunde querfeldein über bewirtschaftete Wiesen rennen und wo bei einer “Stadtagility” öffentliche Bänke in der Stadt als Sitzgelegenheit genutzt werden.Auch unsere Hunde dürfen zuhause aufs Sofa und manchmal auch ins Bett,– jedoch nicht im Hotel, in Lokalen oder auf öffentliche Parkbänke.

Es ist erschreckend, wenn eine Gruppe Menschen samt Hunden (im Rahmen einer Ausbildungsstunde einer anderen Hundeschule) durch den Wald läuft und eine unserer Mitarbeiterinnen im Slalom passieren muss.
Noch erschreckender ist aber die Tatsache, dass einer unserer Mitarbeiterinnen auf dem Weg zu ihrem Auto von zwei Hunden die soeben erworbene Pizza aus den Händen gerissen worden und von den Hunden blitzschnell verzehrt worden ist. Die Pizza – nicht die Mitarbeiterin 😉

Zum Markieren ….
Dem gemeinen Hundehalter sollte es mittlerweile – wo man ja durch Schrift und Bild über Hundeverhalten endlos aufgeklärt wird – bekannt sein, dass es einen großen Unterschied zwischen pinkeln und markieren gibt. Umso mehr stellt sich uns die Frage, warum Hunde immer noch an Häuserwände und in der Stadt an Kleiderständer, Abfalleimer oder Parkbänke markieren.Dies soll jetzt keine Abhandlung über Markierverhalten von Hunden werden – das wäre ein anderes Thema – wir möchten aber noch mal an den gesunden Menschenverstand des Hundehalters appellieren, der durch Erziehung ohne größere Probleme daran arbeiten kann, dass das nicht passiert.Rücksichtnahme gegenüber der Umwelt, dies sollte das Motto jeden Einzelnen und auch der Hundehalter werden. Gerade Hundebesitzern sollte es wichtig sein, das Ansehen von Hunden in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Und wenn alle Hundeschulen ihren Kunden dabei helfen, werden wir Hundetrainer, Therapeuten und Psychologen auch wieder ernst genommen werden und der Berufsstand „Hundetrainer“ gewinnt an Bedeutung in der Gesellschaft. Denn es ist zweifelsohne unsere Aufgabe als Hundeschule, Menschen und ihren Hunden dabei zu helfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Soziales Lernen ist mehr als Sitz ,Platz, Hunde mit Leckerle füttern und auf Bänke springen.

Hunde sind nicht der Nabel der Welt –und so sollten wir – die wir uns ein Leben ohne unsere Vierbeiner nicht vorstellen können – akzeptieren, dass auch “Nicht-Hundler” spazieren gehen können, ohne von einer Sabberschnauze belästigt zu werden 😉

 

mit freundlicher Genehmigung  Hundeschule Fürth

Ein Gedanke zu „Gegenseitige Rücksichtnahme“

  1. Das ist ein toller Brief. Er spricht mir aus dem Herzen. Und auch wenn ich nur selten, aber immerhin manchmal, einem Radler begegne, der uns nicht vom Weg fegt, sonder freundlich Hallo oder gar Danke sagt, habe ich mich ebenfalls dafür entschieden, mich nicht über das Verhalten anderer zu ärgern, sondern mich darauf zu konzentrieren, was ich selbst verändern kann. Und ich versuche, genau den Weg zu gehen, den die Fürther Hundeschule hier skizziert hat. Macht insgesamt auch viel mehr Spaß, denn es gibt sehr wohl Nicht-Hunde-Menschen, die das zu schätzen wissen und es auch freundlich kundtun.

    Ich unterschreibe.
    Britta

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